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(10.6.2015)

Formaldehyd 

Auslöser von (Typ I-)Soforttypreaktionen, Typ IV-Kontaktallergien sowie von irritative Reaktionen der Haut und Schleimhäuten

Vorkommen und Beschreibung

Formaldehyd ist eine Substanz, die wegen ihrer zahlreichen Eigenschaften weit verbreitet ist. Ihr Einsatz als Konservierungs- und Desinfektionsmittel sowie als Ausgangs- und Intermediärstoff in der Verarbeitung verschiedenster Materialien (Kleider, Kunststoffe) sind besonders zu erwähnen. Der größte Teil des in Deutschland hergestellten Formaldehyd wird zu Aminoplasten und Phenoplasten verarbeitet und zur Herstellung von Holzwerkstoffen, Textilhilfsmitteln, Lacken und Klebern verwendet. In der Medizin findet es als preiswertes, auch für Viren und säurefeste Stäbchen wirksames Desinfiziens, breite Anwendung. Während Formaldehyd in Autoabgasen durch Einführung der Katalysatortechnik deutlich abgenommen hat, gilt das Rauchen immer noch als eine der Hauptimmissionsquellen für Formaldehyd in Innenräumen. 

In Deutschland wird Formaldehyd in Deutschland, wie auch in den USA oder Japan, zunehmend seltener als Konservierungsmittel in Kosmetika eingesetzt. Jedoch liegt durch den Einsatz von Formaldehyd-Abspaltern (siehe auch dort) als Konservierungsstoffen die Konzentration von Formaldehyd in Bereichen, die klinisch relevant sein können. Auch als Desinfektionsmittel oder als Biozid in Fertigungsstoffen (Kühlschmiermittel) in der Metallindustrie wurde er zunehmend durch andere Biozide ersetzt. In Kleidern ist der Gehalt an Formaldehydharzen deutlich zurückgegangen. Bei Hausfrauen ist mit Formaldehyd als Allergen zu rechnen, wobei die mit diesem Stoff (oder mit Formaldehyd-Abspaltern) versehenen Wasch- und Reinigungsmittel die größte Rolle spielen. 

(Para-)formaldehydhaltige Medikamente werden im Bereich des Wurzelkanals seit langem eingesetzt. Bei traumatischer oder infektiöser Beeinträchtigung der Zahnpulpa wird bei notwendiger Pulpaamputation bzw. Wurzelkanalbehandlung der antiseptischen und eiweißdenaturierende Effekt des Formaldehyds genutzt, wobei dessen Applikationsdauer von dem zugrundeliegende Zahnschaden abhängt - bis zu 10 Tagen bei einer Pulpanekrose. 

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

DMHF (INCI). Chem. Bezeichnung: Formaldehyd, Polymer mit 5,5-Dimethy-2,4-imidazolidindion. Funktion: antimikrobiell, filmbildend

Formaldehyde (INC). Funktion: Konservierungsstoff

Allergologie (Relevanz)

Typ IV. Die Formaldehydallergie mit einer aktuellen Sensibilisierungsrate von ca. 2 % hat nicht mehr die große Bedeutung, die sie in den 70er Jahren hatte. Jedoch bleibt Formaldehyd ein bedeutendes Allergen. Als Grund kann der vermehrte Einsatz bestimmter Formaldehyd-Abspalter genanten werden, wie aber auch die in bestimmten Berufen weiter bestehende Exposition. Ein erhöhtes Risiko einer Formaldehyd-Allergie besteht für Angehörige der Gesundheitsdienste, hervorgerufen durch Kontakt mit Lösungen zu Hände- und Gerätedesinfektion. Die Sensibilisierungsrate beträgt hier ca. 4 % im Gegensatz zu Sensibilisierungsraten von über 20 % in den 70er und frühen 80er Jahren. Das zwar weiter bestehende, aber offenbar rückläufige Problem der Formaldehydallergie scheint sich in den letzten Jahren auf andere Antiseptika verlagert zu haben, wobei Glutaraldehyd und Glyoxal eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Als die bedeutsamste Formaldehyd-Exposition im beruflichen Bereich wird die der Metallarbeiter angesehen, die mit Kühlschmierstoffen zu tun haben. Hier werden Sensibilisierungsraten bis 3,9 % angegeben. Die Reaktion auf Formaldehyd wird wahrscheinlich durch die Exposition gegen zahlreiche, industriell eingesetzte Formaldyd-Abspalter hervorgerufen, da Formaldehyd selbst wohl nicht in Kühlschmiermitteln eingesetzt wird. 

Typ I: Über das Auftreten schwerer anaphylaktoider/anaphylaktischer Reaktionen im Rahmen zahnmedizinischer Behandlung mit formaldehydhaltigen Dentalantiseptika und Obturationsmaterialien existieren nur wenige Literaturberichte. In der Regel werden Latenzzeiten zwischen (Para-)Formaldehyd-Applikation und dem Auftreten einer Symptomatik von einigen Stunden beschrieben; bei allen Patienten handelte es sich um ein einmaliges Ereignis. Bei acht Patienten konnten zwar IgE-Antikörper gegen Formaldehyd bzw. Formaldehyd-Humanserumalbumin (F-HSA) gefunden werden, bei 2 Patienten war ein Scratchtest, bei 4 Patienten ein Epikutantest positiv - trotzdem wird anhand der Literaturdaten eher auf einen anaphylaktoiden als auf einen allergischen Mechanismus geschlossen. In Hinsicht auf die weitverbreitete Verwendung von formaldehydhaltigen Dentalmaterialien scheinen schwere Reaktionen, unabhängig davon ob allergischer oder pseudoallergischer Natur, selten aufzutreten. Insgesamt ist man derzeit nicht mehr der Meinung, dass Formaldehyd (zumindest inhalative) einen bedeutenden oder klinisch relevanten Typ I-Sensibilisator darstellt. 

Trotzdem Formaldehyd im Haupt- und Nebenstrom von Zigarettenrauch in Konzentrationen vorkommt, die die geltenden Arbeitsschutzwerte für Raumluftkonzentrationen um das bis zu 500fache überschreiten, gibt es keine Literaturberichte über die mögliche Auslösung von anaphylaktischen oder anaphylaktoiden Reaktionen. Die Fallsammlungen zahnmedizinischer Patienten erscheinen damit insgesamt ungeklärt. Jedoch sollten ungeachtet einer nicht bewiesenen allergischen Kausalität die Umstände der aufgetretenen Reaktion bei weiteren zahnmedizinischen Behandlungen der Patienten berücksichtigt werden. 

Allergologische Diagnostik 

Epikutantestung: Block Standard, Testkonzentration 1 % in Vaseline (SmartPractice); Prick, i.c., RAST (Ph.) 

Literatur: 4, 6, 150, 151, 152

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

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