Alles zur Allergologie
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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Kalium, Silicofluorid

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Duftstoffe 

Typ IV-Kontaktallergene 

Vorkommen 

Die Exposition gegenüber Duftstoffen im täglichen Leben ist vielfältig. Duft- und Aromastoffe stellen eine nahezu ubiquitären Bestandteil unseres Lebens dar, um “attraktive” Gerüche zu verbreiten oder “unangenehme” Gerüche zu überdecken. In der Duftstoffindustrie werden ca. 3000 verschiedene Duftstoffe verarbeitet. Ein Parfum kann aus bis zu 300 oder mehr verschiedenen Duftstoffen bestehen. Diese Philosophie und (Verkaufs-)Strategie hat mittlerweile dazu geführt, dass nahezu kein Kosmetikum (einschließlich Zahnpasta und Mundwässer sowie Kosmetika für Kinder) oder Reinigungsmittel frei von Duftstoffen ist und Wäsche vielfach zusätzlich mit duftstoffhaltigen Produkten nachbehandelt wird. Auch die Verbreitung “angenehmer” Raumdüfte (in sog. Lufterfrischern) oder die gezielte Freisetzung ätherischer Substanzen in der “Aroma”-Therapie tragen häufig zur maßgeblichen Exposition gegen Duftstoffe bei. Daher ist es oft schwierig, im Einzelfall die Quelle für den Erwerb einer Duftstoff-Allergie zu eruieren. Dass Frauen eine im Vergleich zu Männern häufiger Duftstoff-Allergien haben, ist bekannt und erklärt sich aus der häufigeren Exposition von Frauen gegenüber parfümierten Produkten. Die verbreitete und intensive Anwendung von Kosmetik im Gesichtsbereich führt offenbar dazu, dass unter den Patienten mit Gesichtsdermatosen häufiger Duftstoff-Allergien auftreten. Ein höheres Lebensalter erhöht das relative Risiko einer Duftstoff-Allergie. 

Jedoch sind auch bereits Babys und Kleinkinder durch Pflegeprodukte und auch durch Kinderparfüm und Spielzeug-Kosmetik in bisher weitgehend unbekannten Umfang gegenüber diesen Allergenen exponiert, und derartige Produkte werden zunehmend speziell für diese Zielgruppe vermarktet. So ergaben auch einige wissenschaftliche Studien bereits Hinweise auf eine Zunahme von Spättypsensibilisierungen gegenüber den Allergenen des Duftstoff-Mix bei Kindern innerhalb der vergangenen 10 Jahre. 

Während Kinder-Shampoos oder –Duschgels und –Cremes keine oder nur sehr geringe Konzentrationen des Duftstoff-Mix enthalten, sind in den Eau de Toilettes oder Eau de Parfüms für Kinder mehrere bekannte Allergene wie Geraniol, Hydroxycitronellal und Isoeugenol enthalten. Zimtalkohol wurde in einem Spielzeug zur Selbstherstellung von Parfüm in 5fach höherer Konzentration gefunden, als es nach den Industrie-Sicherheitsrichtlinien gestattet ist. Auch andere Duftstoff-Allergene können in Pflegeprodukten, Kinderparfüms oder Spielzeug-Kosmetika für Babys und Kleinkinder nachgewiesen werden. Allerdings scheinen Standard-Duftststoffekzematogene in hydroalkoholischen Produkten für Kinder, wie Eau de Toilettes, im Vergleich zu Erwachsenenprodukten seltener und in geringeren Konzentrationen enthalten zu sein. Obwohl Hinweise darauf gefunden wurden, dass bei der Herstellung von Kinderkosmetika im Hinblick auf den Gehalt von Allergenen zu Erwachsenenprodukten größere Sorgfalt verwendet wird, stellt das Vorkommen der Allergene in Produkten mit teilweise hohen Konzentrationen ein signifikantes Sensibilisierungsrisiko für Kinder dar. 

Bei den bisher mehr als 3000 bekannten, als Duftstoff einsetzbaren synthetischen Substanzen handelt es sich zumeist um relativ flüchtige zykloaliphatische oder aromatische Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Ester, Aldehyde oder Ketone aus (petro-)chemischen Umsetzungen, von denen jedoch “nur “ einige Hundert praktische Bedeutung erlangt haben. Die etwa 400 als Vorbild für die synthetischen Derivate dienenden Substanzen und Produkte aus pflanzlichem Material haben dagegen zumindest zahlenmäßig eine geringere Bedeutung. Sie liegen häufig in komplex zusammengesetzten Gemischen vor. Duftstoffe tierischer Herkunft werden wesentlich weniger verwendet, z.B. Moschus (Moschusbock) oder Ambra (Pottwal) 

Duftstoffe werden praktisch in allen Gebrauchsartikeln eingesetzt. Vor allem in 

  • Kosmetika wie Parfüms, Eau de Toilette, Seifen, Haarwässern, Pomaden, Rasierwässern, Lippenstiften, Mundwässern, Sprays, Make-ups 
  • in medizinischen Zubereitungen wie Salben, Zäpfchen 
  • Reinigungsmitteln 
  • Waschmitteln und Weichspülern 
  • Lebensmitteln wie Speiseeis, Kaugummi, Backwaren, Limonaden, Pudding, Creme- und Geleespeisen, Soßen, Suppen, Zuckerwaren, Füllungen für Schokoladenwaren 
  • technischen Flüssigkeiten 

In handelsüblichen Kosmetika beträgt die durchschnittliche Gesamtkonzentration der im Produkt eingesetzten Duftstoffe ca. 0,2 - 1 % bei Hautcremes, Shampoos, Haar- und Deosprays, ca. 1-3 % bei Deostiften. In Parfüms sind in der Regel Mischungen von ca. 100 verschiedenen Einzelduftstoffen enthalten, so dass hier der einzelne Duftstoff in einer wesentlich geringeren Konzentration vorliegt, ca. 0,002 - 0,03 %, je nach Zusammensetzung der zugesetzten Riechstoffkomposition. Die zur Auslösung einer kontaktallergischen Reaktion notwendige Schwellenkonzentration des Duftstoffes, gegenüber dem eine Sensibilisierung besteht, wird daher in vielen Fällen unter Anwendungsbedingungen nicht überschritten, trotz positiver Reaktion im Duftstoff-Mix. Auch bei Rinse-off-Präparaten (z.B. Shampoos) wird das Produkt sehr schnell verdünnt, so dass die Konzentration eines potentiellen Allergens nicht mehr zur Auslösung einer kontaktallergischen Reaktion ausreicht. 

Häufige in Deodorants und Kosmetika nachgewiesene Duftstoff-Komponenten 

Besonders potente Allergene sind:

  • Baummoos absolue
  • Eichenmoos absolue
  • Farnesol
  • Hydroxycitronellal
  • Isoeugenol
  • Lyral
  • Zimtaldehyd

    Als weniger bedeutende Allergene eingestuft werden:

  • alpha-Amylzimtalkohol
  • Benzylcynnamat
  • Citral
  • Citronellol
  • Cumarin
  • Eugenol
  • Geraniol
  • Lilial
  • Zimtalkohol

    Als seltene Sensibilisatoren gelten:

  • alpha-Amylzimtaldehyd
  • Anisalkohol
  • Benzylalkohol
  • Anzylbenzoat
  • Benzylsalicylat
  • Linalool
  • Limonen
  • Methylheptrincarbonat
  • Methylionon

    Neben den vielfältigen außerberuflichen Expositionsmöglichkeiten gegen Duftstoffe ist auch ein beruflicher Kontakt mit Duftstoffen in vielen Bereichen möglich, insbesondere bei der Abfüllung, Herstellung oder Verarbeitung von Duftstoffen oder Kosmetika. Die fast stets nie auszuschließende außerberufliche Exposition macht jedoch den Nachweis einer ausschließlich beruflich bedingten Sensibilisierung praktisch unmöglich. Das gilt auch für diejenigen Berufsgruppen, in denen Sensibilisierungen gegen Duftstoffe nachgewiesen werden kann, wie bei Beschäftigten in Massage- oder Pflegeberufen.

    Seit dem 1. Juli 2004 müssen EU-weit 26 allergene Duftstoffe auf den Verpackungen von Kosmetika deklariert werden. 18 Duftinhaltsstoffe sind natürlich vorkommende Bestandteilevieler ätherischer Öle, werden aber auch für konventionelle Duftmixe synthetisch hergestellt:

    Es sind dies:
    Linalool, Limonen, Farnesol, Citronellol, Benzyl Cinnamate, Benzyl Benzoat, Anise Alkohol, Isoeugenol, Geraniol, Eugenol Coumarin, Citral, Cinnamal, Cinamyl Alkohol, Benzyl Salicylate, Benzyl-Alkohol, Eichenmoosextrakt, Baummoosextrakt.
    Acht dieser Stoffekönnen können nur synthetisch, d.h. petro-chemisch, erzeugt werden:
    Amylcinnamal, Hydroxycitronellal 1), Amylcinnamylalkohol,4-(4-Hydroxy-4-methylpentyl)-3-cyclohexencarboxaldehyd 1),2-(4-tert-Butylbenzyl)propionaldehyd, Hexylzimtaldehyd,Methylheptin-carbonat(2-Octinsäure-methylester), 3-Methyl-4-(2,6,6-trimethyl-2-cyclohexen-1-yl)-3-buten-2-on.

    Allergologie (Relevanz)

    In zahlreichen Untersuchungen wurde eine hohe Prävalenz von etwa 4 - 10 (-14) % positiver Reaktionen auf den Duftstoff-Mix festgestellt, die oft nur von der Prävalenz positiver Reaktionen auf Nickelsulfat übertroffen wird. Dabei wird zudem eine zunehmende Häufigkeit positiver Reaktionen in den letzten Jahren beobachtet. 

    Diagnostik 

    Epikutan- und Photopatchtestung mit Duftstoff-Mix: Block Hermal Standard, Photoallergene; Testkonzentration 8 % in Vaseline; Block Hermal Duftstoff-Mix 

    Die Testsubstanz “Duftstoff-Mix” im Standartblock ist ein Gemisch aus 

    • Zimtalkohol, -aldehyd, 
    • alpha-Amylcinnamylaldehyd 
    • Eugenol, Isoeugenol 
    • Hydroxycitronellal 
    • Geraniol 
    • Eichenmoos

    Duftstoff-Mix II

  • alpha-Hexylzimtaldehyd
  • Citral
  • Citronellol
  • Cumarin
  • Farnesol
  • Hydroxymethylplentylcyclohexencarboxaldehyd (Lyral)

    Diese Mischungen allergener Duftstoffe sind als sogenannter ”Screener” für die generelle Sensibilisierung auf Duftstoffe gedacht. Durch das Screening mit diesem Mix können etwa 70-80 % der Duftstoff-Sensibilisierungen erfasst werden. Die Diagnostik einer Duftstoffsensibilisierung wird nicht nur durch die Vielzahl möglicher relevanter Duftstoffe erschwert (eine Parfümkomposition kann aus über 300 verschiedenen Duftstoffen bestehen), sondern auch durch hierbei nicht selten beobachtete allergologische Phänomene im Sinne angenommener falsch-positiver bzw. falsch-negativer Reaktionen. Am häufigsten werden positive Reaktionen auf Eichenmoss gefunden, gefolgt von Isoeugenol, Hydroxycitronellal und Zimtalkohol. Zu den Substanzen, die bei negativem Ausfalle eines Epikutantests mit dem Duftstoff-Mix zum Nachweis einer Sensibilisierung ergänzend getestet werden können, zählen Lyral, das ja bereits in den Standardblock aufgenommen wurde, und Citral sowie evtl. auch Lilial und Cumarin. Von den komplexen Gemischen pflanzlichen Ursprungs können Lemongras-Öl, Narzissen-Öl, Lavendel-Öl, Clove-Öl, Cananga-Öl und Ylang-Ylang-Öl mit in die Testung einbezogen werden. 

  • Bei ca. 60% der Fälle mit einfach positiver Reaktion gegenüber dem Duftstoffmix kann in der Testung der Einzelsubstanzen keine positive Testreaktion zugeordnet werden. Bei zwei positiven Reaktionen gegenüber dem Duftstoffmix sind in der Testung der Einzelsubstanzen bei 70% der Fälle positive Reaktionen nachweisbar. Bei 3fach positiver Reaktion im Duftstoffmix sind in der Testung der Einzelsubstanzen bei mehr als 90% der Fälle positive Reaktionen nachweisbar.

    Parfums enthalten in der Regel mehr als 100 Einzelkomponenten. Bei einer positiven Hautreaktion mit unklarer Anamnese sollte zur Absicherung der klinischen Relevanz ein Gebrauchstest gemacht werden. 

    Trotz gut standardisierter Testreihen kann ein beträchtlicher Teil der Duftstoffallergien nur durch Testung der verwendeten Produkte aufgedeckt werden.

    Zur sicheren Beurteilung der klinischen Relevanz (nicht relevante oder falsch positive Testergebnisse) einer positiven Reaktion ist daher ein Anwendungstest mit dem jeweiligen Produkt (siehe hierzu auch unter Kosmetika), insbesondere bei Rinse-off-Präparaten zu empfehlen. Das generelle Verbot, parfümierte kosmetische Mittel nicht zu verwenden, wird dann in vielen Fällen überflüssig werden. Berücksichtigt werden sollten dabei neben dem angeschuldigten Produkt auch weitere vom Patienten gewünscht oder für notwendig erachtete Produkte

    Literatur: 6, 23, 113 

    http://www.medizinauskunft.de/artikel/diagnose/krankheiten/Allergien/13_07_duefte.php

    https://www.allum.de/stoffe-und-ausloeser/sanierung/deklarationspflichtige-duftstoffe

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