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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Inhaltsstoffe, Kosmetika, medizinischen, Externa

(7.7.2015)

Chlormethylisothiazolon

Irritative Wirkung auf die Haut, Typ IV-Kontaktallergen 

Vorkommen und Beschreibung

Chlormethylisothiazolon besitzt ein breites antimikrobielles Wirkungsspektrum, jedoch mit fehlender Kurzzeitwirkung, so dass es als Desinfektionsmittel ausscheidet. Es wird als Konservierungsmittel für mehr als 200 verschiedene Verwendungszwecke in Tausenden von Produkten eingesetzt. Damit rangiert es auf den ersten 10 Plätzen der am meisten gebrauchten Konservierungsmittel. Oft werden Mischungen mit Methylisothiazolon (MCI/MI) verwendet. Die Konzentration von Chlormethylisothiazolinon in Konservierungsmitteln darf höchstens 15 ppm betragenEtwa ein Drittel aller Kosmetikprodukte ist damit konserviert. Es findet Anwendung in einer Vielzahl von Gebrauchsmitteln und aller Art von Pflegeprodukten.

In Kosmetika kann es enthalten sein: 

  • Hautcremes und Körperlotionen aller Art 
  • Shampoos und anderen Haarpflegemitteln 
  • Seifen 
  • Sonnenschutzpräparaten 
  • Duschgelen und Schaumbädern 

Ferner kommt es vor in Haushaltsprodukten wie 

  • Weichspülern, Spülmitteln, Reinigungsflüssigkeiten 
  • Wasserfarben, wasserlöslichen Wandfarben (Dispersionsfarben), speziell Latexfarben 
  • Polituren und Holzpflegemitteln 

Im industriellen Bereich wird es eingesetzt zur Konservierung von technischen Flüssigkeiten, z.B. in Kühlschmiermitteln und technischen Ölen. Ca. 40 % der auf dem Markt befindlichen Pflanzenschutzmittel enthalten Kathon CG.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Methylchloroisothiazolinone (INCI). Funktion: Konservierungsstoff

Allergologie (Relevanz)

Sensibilisierungshäufigkeit: häufig, Sensibilisierungspotenz: mittelstark

Die Sensibilisierung erfolgt in erster Linie durch Kosmetika, wenig durch andere Produkte. MCI/MI spielt dabei nicht nur als Kontaktallergen, sondern auch als Aeroallergen ein wichtige Rolle.

Aufgrund einer Pressekampagne gegen Formaldehyd zu Beginn der achtziger Jahre waren die Hersteller von Kosmetik- und Hygieneartikeln unverzüglich gezwungen, den Formaldehyd unverzüglich durch ein anderes Konservierungsmittel zu ersetzen. Das noch in der Untersuchung befindliche, aber schon als deutlich sensibilisierend erkannte Gemisch MCI/MI wurde daraufhin unmittelbar als Konservierungsmittel in die Produktion von Haarwaschmitteln, Schaumbänder, Cremes, Salben und Lotionen übernommen. Alsbald erkannte man jedoch, welch höheres Sensibilisierungspotential man sich mit dem Umstieg eingehandelt hat. In kurzer Zeit stiegen die Inzidenzraten von < 1 % bis auf über 11 % (in Italien) an. Zu Beginn der neunziger Jahre begann man die Verwendung von Kathon CG einzuschränken und durch Euxyl K 400 (siehe dort) zu ersetzen. Seither geht zwar die Zahl der beobachteten Fälle einer Sensibilisierung gegenüber Kathon CG in einigen Regionen etwas zurück, doch steigt nun die Inzidenzrate für Euxyl K 400 an. Heute liegt Kathon CG in Deutschland auf dem 8. – 12. Platz der häufigsten Kontaktallergene. 

Die aus Wandfarben in die Raumluft entweichenden geringen Mengen stellen in keinem Fall ein Risiko für die Induzierung einer Sensibilisierung dar. Sie genügen aber, um nach einem Aufenthalt von wenigen Stunden in einem kürzlich gestrichenen Raum ein Rezidiv bei bestehender Sensibilisierung auszulösen. Je kürzer dabei der Vorgang des Anstreichens zurückliegt, desto größer ist die Gefahr des Auftretens einer aerogenen Kontaktdermatitis. Zunächst werden dabei die empfindlichen Hautpartien wie Gesichts befallen, im weiteren Verlauf kommt es häufig zu Streuherden, z.B. auf das Dekolleté, die Unterarme und gelegentlich sogar auf den Brust- und Bauchbereich.

Gemisch aus 5-Chlor-2-methyl-2H-isothiazol-3-on (CIT) und 2-Methyl-2H-isothiazol-3-on  (MIT) im Verhältnis 3:1 (syn.: MCI/MI, Kathon CG): Lösungen von MCI/MI die konzentrierter als 0,5 %ig sind, üben eine starke Reizwirkung auf die menschliche Haut aus und können Verätzungen an den Schleimhäuten und der Hornhaut des Auges bewirken. Bei Konzentrationen unterhalb 100 mg MCI/MI / l Wasser sind an der Haut nur in seltenen Fällen Reizwirkungen beobachtet worden. Die Wirkung wiederholter Exposition des Menschen gegenüber CIT und auch K. ist nur hinsichtlich des hautsensibilisierenden Potentials intensiv geprüft worden. Es wird allgemein akzeptiert, daß MCI/MI ein Sensibilisator ist, dessen Sensibilisierungshäufigkeit als hoch und dessen Sensibilisierungspotenz als mittelstark ausgeprägt bezeichnet worden ist.  Eine deutliche Korrelation zwischen Testdosis und erzielter Sensibilisierung wurde sowohl in den humanen als auch den tierexperimentellen Untersuchungen nachgewiesen. Die niedrigste Konzentration von CIT und MIT in MCI/MI-haltigen kosmetischen Produkten, die bei einigen von 200 unbelasteten Personen eine Sensibilisierung bewirkte, war 7,5 mg/l Wasser. Bei bereits gegenüber K. sensibilisierten Personen genügten jedoch bereits 1,5 mg/l, um eine positive Reaktion hervorzurufen. Entzündliche Hautreaktionen wurden mit höherer Inzidenz insbesondere durch Konzentrationen ab 100 mg MCI/MI / l hervorgerufen. Aus differenzierten Untersuchungen mit CIT wurde ersichtlich, daß sein sensibilisierendes Potential dasjenige von MIT deutlich übersteigt. Neuere Untersuchungen zeigten, daß 4,5-Dichlor-2-methylisothiazolin-3-on, das als Verunreinigung in MCI/MI auftritt, noch wesentlich wirksamer ist.

Allergologische Diagnostik

Epikutantestung mit Block Standard (Smart/Practice); Testkonzentration 0,5 % in Vaseline 

Die von den Patienten mitgebrachten Produkte enthalten in der Regel so geringe Mengen des Konservierungsmittel, dass eine Testung mit dem Produkt negativ bleibt. Besser geeignet sind ist bei patienteneigenen Produkten eine Gebrauchstestung, ohne die eine Aussage zur klinischen Relevanz sehr problematisch ist. 

Literatur: 4, 6, 103, 133

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

http://gestis.itrust.de/nxt/gateway.dll/gestis_de/531348.xml?f=templates$fn=default.htm$3.0

Reinhard et al: Preservation of products with MCI/MI in Switzerland. Contact Dermatits 45, 257-264 (2001) !!!!

Noch Pubmed

Isothiazolone in Wandfarben -- http://agoef.de/agoef/schadstoffe/isothiazolone_aus_wandfarben.html!!!

Vorankündigung:

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