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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Inhalationsallergene

(31.1.2015)

Beifuß 

inhalatives Typ I-Soforttypallergen

Typ IV-Kontaktallergen

Vorkommen und Beschreibung

Der (Gewöhnliche/Gemeine) Beifuß, syn.: Pfefferkraut, Gewürz-Beifuß, Fliegenkraut (Artemisia vulgaris) ist eine Pflanzenart in der Familie der Korbblütler (Asteraceae/Compositae) Er ist  einer der am weitesten verbreiteten Wildkräuter Europas und wird als Gemüse-, Heil- und Gewürzpflanze eingesetzt. Blütezeit Juli bis September. Die wichtigsten Inhaltsstoffe im Kraut des Beifuß sind die Sesquiterpenlactone, die für den bitteren Geschmack verantwortlich sind, und ätherisches Öl (Kampfer, Thujon, 1,8 Cineol und Linalool), zudem Flavonoide (Quercetin, Rutin), Polyine, Triterpene und Carotinoide.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Artemisia vulgaris extract (INCI). Extrakt aus der ganzen Beifußpflanze. Kosmetische Funktion: hauptflegend

Allergologie (Relevanz) 

Beim Beifuß handelt es sich um eines der wichtigsten Inhalationsallergene, die Beifußpollenallergie ist die wichtigste Kräuterpollenallergie. Beifußpollen besitzen eine mittelstarke allergene Potenz (13 Pollen/m3 reichen aus um zu einer klinische Symptomatik zu führen). Der Beifuß gehört zu den windbestäubenden Kompositen, die häufiger zu einer Sensibilisierung führen als die insektenbestäubenden Korbblüter, die nur bei starker, direkter Exposition gefährden. Im Vergleich mit Gräser- und Baumpollen ist der Beifuß das drittwichtigste Pollinosis-auslösende Allergen (Juli bis September). Ferner gelten die Beifußpollen als Leitallergen für nutritive Allergien gegenüber Gewürzen. 

Insgesamt besteht bei 16 % der Beifußpollen-Sensibilisierten auf Grund zahlreichster Kreuzreaktionen die Assoziation mit einer Nahrungsmittelallergie. Ein Faktor für die Symptomentstehung einer Nahrungsmittelallergie kann der Stärkegrad der Sensibilisierung auf Beifußpollen sein, die Bestimmung des pollenspezifischen IgE kann somit einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko einer klinischen Manifestation der Sensibilisierung darstellen, hohe IgE-Werte sind somit häufig mit einer Nahrungsmittel-Symptomatik assoziiert (hohe Spezifität). Der Hauttest mit Pollen oder Nahrungsmitteln erweist sich jedoch als sensitiver als der Nachweis spezifischer IgE. Die Pollensensibilisierung kann zudem bezüglich einer Rhinokonjunktivitis subklinisch bleiben, sich aber isoliert als Nahrungsmittelallergie in Folge bestehender Kreuzreaktionen zwischen Pollen- und Nahrungsmittelallergenen äußern. Dies ist relativ häufig beim Beifuß-Sellerie-Gewürz-Syndrom der Fall, da fast 50 % der Patienten mit Sellerieallergie keine Symptome einer Beifuß-Pollinose zeigen. 

Im Gegensatz zur Birkenpollen-assoziierten Nahrungsmittelallergie, bei der eine orale Symptomatik dominiert, ist die Symptomatik bei der Beifußpollen-assoziierten Nahrungsmittelallergie variabler und hauptsächlich durch Hautsymptome dominiert. Jedoch finden sich auch relativ häufig schwerwiegende anaphylaktische Reaktionen.

Bisher beschriebene Beifußallergene:

  • Art v 1, ein 28 kDa Protein, ein Defensin
  • Art v 2, eine 20 / 34-38 kDa Protein
  • Art v 3, eine 9,7 bis 12 kDa Protein, ein Lipidtransferprotein (LTP)
  • Art v 4, ein 14 kDa Protein, ein Profilin
  • Art v 5, ein 10 kDa Protein, ein Calcium-bindendes Protein
  • Art v 6, ein 42-kDa-Protein, eine Pektatlyase
  • Art v 60kD, ein 60 kDa-Protein
  • Art v 47kD, ein 47 kDa-Protein

Kreuzreaktionen mit Beifußpollen: Verantwortlich sind noch nicht näher identifizierte thermostabile Allergene, unter denen das Major-Allergen von Beifußpollen (Art v1) auch eine Rolle spielt. In Kreuzreaktionen sind einbezogen 

  • Doldenblütler (Umbelliferae) wie Sellerie (in 50 - 60 %), Anis, Curry, Dill, Fenchel, Karotte, Koriander, Kümmel, Liebstöckel; diese Korrelation ist unter dem Begriff ”Sellerie-Karotten-Beifuß-Gewürz-Syndrom” bekannt. 
  • Korbblüter (Asteraceae) wie Artischocke, Estragon, Kamille, Wermut, Traubenkraut, Löwenzahn, Sonnenblume, Gänseblümchen, Margerite, Chrysantheme 
  • Nachtschattengewächse (Solanaceae), z.B.: Kartoffel, Paprika und Tomate 
  • Kürbisgewächse (Cucurbitaceae), z.B. Gurke und Melone 
  • Pfeffergewächse (Piperacae), wie grüner und schwarzer Pfeffer 

Auch kann eine Assoziation zu einer Mangofrucht-Allergie (Fam: Anacardiaceae) beobachtet werden. Zudem besteht über das LTP Art v3 eine Kreuzsensibilisierung zum Pfirsich-LTP Pru p3. Ebenfalls ist mittlerweile eine Kreuzreaktivität zwischen dem Art v1 des Beifußes und dem Amb a4 des Traubenkrauts (Ambronsia artemisiifolia) beschrieben.

In sehr seltenen Einzelfällen ist der Beifuß auch als Auslöser von kontaktallergischen Reaktionen beobachtet worden, auslösende Kontaktallergene gelten dabei insbesondere die als Inhaltsstoffe enthaltenen Sesquiterpenlaktone.

Allergologische Diagnostik 

Prick, i.c. (Al.), Bestimmung des spez. IgE (Ph.), ggf. nasale Provokation (Al.) 

Allergologische Therapie

Ggf. Durchführung einer Hyposensibilisierungsbehandlung.

Literatur: 3, 72

Sánchez-López et al: Role of Art v 3 in pollinosis of patients allergic to Pru p 3. J Allergy Clin Immunol 133, 1018-1025 (2014)

Pastorello: Hypersensitivity
to mugwort (Artemisia vulgaris) in patients with peach allergy is due to a common lipid transfer protein allergen and is often without clinical expression. J Allergy Clin Immuno 110, 310-317 (2002)

Mitchell et al: Allergic contact dermatitis caused by Artemisia and Chrysanthemum species. The role of sesquiterpene lactones. J Invest Dermatol 56, 98-101 (1971)

Léonard et al: A new allergen from ragweed (Ambrosia artemisiifolia) with homology to art v 1 from mugwort. J Biol Chem 285, 27192-27200 (2010)

Haw et al: Allergic contact dermatitis associated with mugwort (Artemisia vulgaris). Contact Dermatitis 62, 61-63 (2010)

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

http://www.phadia.com/en/Products/Allergy-testing-products/ImmunoCAP-Allergen-Information/Weed-Pollens/Allergens/Mugwort-1/

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