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Suchbegriffe zu diesem Artikel: inhalative, Soforttypallergene

Asthma bronchiale 

Asthma bronchiale ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Atemwege. An ihrer Pathogenese sind verschiedene Zellen, insbesondere Eosinophilie, aktivierte Lymphozyten, Mastzellen und Makrophagen beteiligt. Bei entsprechend veranlagten Individuen führt die Erkrankung zur Atemwegsobstruktion, die sich häufig spontan oder auf entsprechende medikamentöse Behandlung bessert. Charakteristisch für Asthma bronchiale ist ferner eine gesteigerte Empfindlichkeit der Atemwege auf unspezifischen Reize. 

Formen des Asthma bronchiale 

  • allergisch (IgE-vermittelt, extrinsic) 
  • physikalisch-irritativ, chemisch-toxisch 
  • intrinsic (”kryptogen”, unbekannte Ätiologie”) 
  • Sonderformen 
  • infektinduziert 
  • psychogen 
  • Analgetika-(und Additiva-)Idiosynkrasie (Samter-Trias) 
  • medikamenteninduziert (z.B. beta-Rezeptorenblocker, Histaminliberatoren) 
  • anstrengungsinduziert 
  • Mischformen 

Klinisch lassen sich das allergische Asthma (syn. exogenenes A.) und das nicht allergische (intrinsisches A.) unterscheiden. Mischformen, bei denen zwar eine atopische Diathese besteht, bei denen aber der Kontakt mit den entsprechenden Allergenen nur noch von untergeordneter Relevanz ist, sind, insbesondere bei langjährigem Asthma, häufig. Vereinzelt wird das berufsbedingte Asthma als eine Sonderform betrachtet, bei der es durch exzessiven Allergenkontakt am Arbeitsplatz zu einer Sensibilisierung kommt. 

Charakteristisch und mit wenigen Ausnahmen spezifisch für alle Asthmaformen ist die bronchiale Hyperreagibilität. Darunter versteht man eine gesteigerte Empfindlichkeit der Atemwege gegenüber unspezifischen Atemwegsirritanzien unterschiedlicher Herkunft. Patienten berichten häufig über Atemnot bei Kontakt mit Nebel, Rauch, Abgasen, scharfen Gerüchen und anderen Stoffen. Auch Atemnot, die bei bzw. nach körperlicher Anstrengung auftritt, wird durch die vorbestehende bronchiale Hyperreagibilität des Asthmas bedingt.  

Allergisches Asthma ist einer Erkrankung der ersten Lebenshälfte und manifestiert sich im Allgemeinen vor dem 30. Lebensjahr. Die betroffenen berichten über Husten, Atemnot und thorakale Enge bei Kontakt mit exogenen Allergenen. Oft lassen sich diese Zusammenhänge aber nur durch sorgfältiges Befragen erkennen. Saisonal gehäuft auftretende Beschwerden sind häufig durch eine Sensibilisierung gegen Pollen verursacht. Lassen sich die Beschwerden zeitlich eingrenzen, so lässt sich unter Kenntnis der entsprechenden Pollenflugzeiten auch schon das Sensibilisierungsmuster einengen. Ganzjährige Beschwerden, oft mit Maximum im Frühherbst sind hingegen oft durch eine Sensibilisierung gegen Hausstaubmilben verursacht. Eine wichtige Bedeutung kommt schließlich der Sensibilisierung gegen Tierallergene, insbesondere gegen Katzen zu. Monovalente Sensibilisierungen gegen Schimmelpilze verursachen dagegen nur selten allergischen Asthma. 

Intrinsisches Asthma ist im Kindes- und Jugendalter selten. In erster Linie erkranken Patienten jenseits des 4. Lebensjahrzehnts. Die Symptomatik beginnt oft im Anschluss an einen protrahierten Infekt, von dem die Betroffenen berichten , sie hätte ihn nicht richtig auskuriert. “Pseudo-saisonale Beschwerden” mit einem Maximum in Frühjahr und Herbst werden von Patienten mit intrinsischem Asthma häufiger angegeben, wobei aber eher witterungsbedingte Einflüsse während diesen Jahreszeiten anzunehmen sind, da sich die Beschwerden nicht mit allergischen Phänomenen in Verbindung bringen lassen. Dennoch sollte bei Verdacht auf ein intrinsisches Asthma immer sorgfältig eine mögliche allergische Ursache ausgeschlossen werden, gegebenenfalls auch gegen seltene Allergen, da in der Literatur eine Reihe von Fällen bekannt geworden sind, bei denen sich für ein vormals diagnostiziertes intrinsisches Asthma nachträglich eine allergische Ursache finden ließ. 

Klassifizierung der Asthmabeschwerden 

Stufe 

Bezeichnung 

Symptome 

FEV1 

(% Sollwert) 

   

Tag 

Nacht 

 

schwer 

ständig 

häufig 

< 60 % 

mittelgradig 

täglich 

> 1x/Woche 

> 60 / < 80 % 

leicht 

< 1x/Tag 

> 2x/Woche 

>/= 80 % 

 

< 2x/Woche 

< 2x/Monat 

> 80 % 

(Berufsbedingte) IgE-vermittelte und irritativ-toxische Asthmaformen 

Allergen 

Tätigkeitsbereich (Beispiel) 

Pollen 

Landwirtschaft, Gärtnerei, Floristik 

Vorratsmilben 

Landwirtschaft 

Tierhaare 

Tierhaltung, medizinische Forschung, Bettenindustrie 

Schimmelpilze 

Käserei 

Enzyme 

Waschmittelindustrie, Bäckerei 

Rizinusschrot
(Proteasen, Amylase, Zellulase) 

Landwirtschaft 

Baumwollstaub 

Baumwollernte 

Naturseide 

Textilindustrie 

Kaffeestaub (roh) 

Kaffeelese 

Mehl- und Getreidestaub 

Bäckerei, Mühle, Konditorei, Landwirtschaft 

Insektenallergene 

Zoologie, Arbeiten mit Futtermitteln, Fischfutter, Kosmetik 

Gummi arabicum 

Druckerei 

Kunststoffe (z.B. Epoxidharze, Phthalsäureanhydrid, Isozyanate, Trimellitsäure) 

Kunststoff-, Lackherstellung 

Lykopodium 

Apotheke 

Gummibestandteile 

Krankenversorgung 

Metallsalze (z.B. Platin) 

Metallverfreinderung, Katalysator-herstellung 

Medikamente 

Krankenversorgung 

Kolophonium 

Löterei, Papierherstellung, Druckerei 

Holzstaub 

Wald-, Sägearbeiten, Schreinerei 

blühende Pflanzen, Wurzeln 

Gärtnerei, Küche 

Irritativ-toxische Asthmaformen 

Auslöser 

 

aliphatische Amine 

chemische Industrie 

Persulfate 

chemische Industrie, Friseur, Fotolabor 

Epichlorhydrin 

Kunstharzherstellung, Härter, Weichmacher 

Akrylate 

Kunststoffverarbeitung, Zahnmedizin/-technik 

Differentialdiagnose des Asthma bronchiale 

  • mechanische Ventilationsstörung (Tumoren der Atemwege, Struma, Mediastinaltumoren, Thymushyperplasie, Fremdkörperaspiration) 
  • Störungen der Atemregulation (Hyperventilastion) 
  • Infektion (Bronchopneumonie, Pertussis, akute Epiglottitis (”Pseudokrupp”), Parasitosen 
  • gastroösophagealer Reflux 
  • Herzerkrankung (Linksherzinsuffizienz mit Lungenödem, Herzvitien, koronare Herzerkrankung) 
  • toxisch oder durch Arzneimittel induzierte Bronchokonstriktion 
  • Lungengefäßerkrankung (Lungenembolie, pulmonale Hypertonie, Vaskulitis) 
  • Erkrankungen von Larynx und Trachea (Trachealstenose, Tracheomalazie, akute Laryngitis, funktioneller Laryngospasmus, “vocal cord dysfunction”) 
  • sonstige Lungenerkrankungen (Emphysem, Fibrose, Sarkoidose, Pneumokoniosen, Alveolitis) 
  • Schlaf-Apneo-Syndrom 
  • COPD (”chronic absturcitve pulmonary disease”, chronische Bronchitis) 

Diagnostische Vorgehen 

Anamnese 

  • allgemeine Anamnese 
  • allergologische Anamnese 

Allgemeine Untersuchung 

  • physikalisch 
  • Auskultation 
  • Röntgen-Thorax und Nasennebenhöhlen 
  • Lungenfunktionsprüfung 
  • Bronchodilatationstest 
  • unspezifische Provokation mit Pharmaka oder Belastung (bronchiale Hyperreaktitivät) 
  • Blutbild (Eosinophilie) und Blutchemie, Gesamt-IgE 

Spezifische Tests 

  • Allergenkarenz (wenn möglich) 
  • Hauttest 
  • RAST 
  • bronchiale Allergen-Provokation (wenn nötig) 

Zusätzliche Verfahren 

  • Blutgasanalyse 
  • In-vitro-Entzündungsparameter (ECP) 
  • Sputum 
  • induziertes Sputum 
  • bronchoalveoläre Lavage (BAL mit Zytologie) 
  • Exhalatanalyse (z.B. NO) 

Begleituntersuchungen 

  • EKG 
  • Alpha-1-Antitrypsin 
  • Suche nach Parasiten 
  • TB-Test 

Therapie 

Stufenplan für Langzeittherapie des Asthmas beim Erwachsenen 

Stufe 

Bedarfsmedikation 

Dauermedikation 

kurzwirkende beta-2-Sympathomimetika 

inhalative Glukokortikoide: hohe Dosis plus 

orale Glukokortikoide 

kurzwirkende beta-2-Sympathomimetika 

inhal. Glukokortikoide: mittlere Dosis langwirkende beta-2-Sympathomimetika (Formoterol, Salmeterol) 

Theophyllin 

kurzwirkende beta-2-Sympathomimetika 

(Sultanol, Fenoterol, 

Terbutalin) 

inhalative Glukokortikoide: 

niedrige Dosis 

(Beclometasondipropionat, Budesonid, Flunisolid, Fluticasonpropionat) 

alternativ: DNCG, Nedocromil 

kurzwirkende beta-2-Sympathomimetika 

keine 

Leukotrienantagonisten (Singulair) können bei den Schweregraden 2 und 3 eingesetzt werden. 

Asthmatherapie bei Kindern 

Der Schwerpunkt der Behandlung des Asthma bronchiale liegt heute ganz eindeutig in einer antientzündlichen Dauertherapie. Nur durch eine präventive Langzeittherapie der immunologischen Inflammation der Atemwegsschleimhaut auch im beschwerdefreien Intervall kann sinnvoll eine Behandlung der zugrunde liegenden bronchialen Hyperreagibilität erreicht werden. Lediglich Kinder, die nur gelegentlich Beschwerden haben und im Intervall eine normale Lungenfunktion aufweisen, dürfen mit einer Bedarfstherapie behandelt werden, wobei auch dann meist eine Kurzzeit-Prophylaxe mit einem kurzwirksamen Beta-2-Mimetikum vor längerer sportlicher Belastung sinnvoll ist. 

 Bei Kindern mit mittelschwerem oder schwerem Asthma ist es meist sinnvoll mit einer höheren Stufe einzusteigen und dann die Dosis schrittweise abzubauen. Dies gilt nicht nur, aber zu allererst, für inhalierbare Glukokortikoide. Steroide sollten anfänglich für 4-6 Wochen z.B. mit 800 mg Budesonid oder 500 mg Fluticason eingesetzt werden, um dann - bei Stabilisierung - auf 100 mg bzw. 50 mg reduziert zu werden. 

Spezifische Immuntherapie 

Die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) ist derzeit die einzige Möglichkeit, kausal die Überempfindlichkeit des Organismus bei Asthma bronchiale zu verringern, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen. 

Literatur: 21, 497, 498 

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