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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Antiepileptika

Antiepileptika/Antikonvulsiva 

Medikamentenallergene 

Auslöser eines Hypersensitivitätssyndroms 

Petit-mal-Antiepileptika 

  • Clonazepam (siehe auch unter "Tranquillantien") 
  • Dexamethason 
  • Ethosuximid 
  • Ethosuximid + Mepacrin 
  • Mesuximid 
  • Nitrazepam 
  • Valproinsäure 

Grand-mal-Antiepileptika 

  • Acetazolamid 
  • Beclamid 
  • Carbamazepin 
  • Gabapentin 
  • Lamotrigin 
  • Mephenytoin 
  • Phenobarbital (siehe auch unter "Sedativa") 
  • Phenytoin 
  • Primidon 
  • Sultiam 
  • Tiagabin 
  • Topiramat 

Arzneistoffe mit begrenzten Spezialindikationen 

  • Felbamat 
  • Zonisamid 

Arzneistoffe, die beim Status epilepticus angewandt werden können 

  • Chloralhydrat (siehe auch unter "Sedativa") 
  • Clobazam (siehe unter "Tranquillantien") 
  • Diazepam (siehe unter "Tranquillantien") 

Allergologie (Relevanz) 

Antiepileptika verursachen praktisch keine Soforttypreaktionen. Jedoch werden Arzneimittelexantheme auf Antikonvulsiva zunehmend häufiger beobachtet. Phenobarbital, Phenytoin und Carbamazepin sind häufige Auslöser eines fixen Arzneimittelexanthems. Das Risiko eines toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN) unter Antiepileptika nimmt von Phenytoin über Carbamazepin zum Phenobarbital wesentlich ab. Bei Wechsel auf ein anderes antikonvulsives Medikament ist in 45 % der Fälle mit weiteren unerwünschten Reaktionen zu rechnen. Reaktionen auf mehrere verschiedene Antikonvulsiva sind keine Seltenheit. 

Die Inzidenz für die Entwicklung eines Arzneimittelexanthems liegt für Carbamazepin bei 2 - 5 % der behandelten Patienten. Carbamazepin kann einen Lupus erythematodes oder einen Pseudo-Lupus erythematodes induzieren, bei letzterem sind typischerweise die Histon-Antikörper negativ. Auch die Auslösung einer Pigmentpurpura und das Auftreten von lichenoiden Hautveränderungen sowie photoallergischen Ekzemen ist beschrieben. Carbamazepin führt zudem zu einer Störung des Nagelwachstums und Verfärbung der Nägel. 

Phenytoin ruft in bis zu 19 % der behandelten Fälle Arzneimittelreaktionen an der Haut aus. Das klinisch-dermatologische Spektrum reicht dabei von makulopapulösen Exanthemen (74 % der kutanen Nebenwirkungen), fixen toxischen Arzneimittelexanthem, UrtikariaEEM bis zum Stevens-Johnson-Syndrom bzw. TEN. Die Exantheme treten typischerweise 2 Wochen nach Beginn der Therapie auf. Auch ein photoallergisches Ekzem kann ausgelöst werden. 

Mephenytoin löst in seltenen Fällen makulopapulöse und fixe toxishe Exantheme sowie ein EEM aus. 

Bei Primidon sind in seltenen Fällen makulopapulöse und morbilliforme Exantheme zu beobachten. 

Bei Ethosuximid, Ethosuximid kombiniert mit Mepacrin und Mesuximid sind in seltenen Fällen Arzneimittelexantheme zu beobachten,bei Ethosuximid zudem Purpura, die durch eine Thrombozytpenie ausgelöst sein kann, und ein Stevens-Johnson-Syndrom. 

Lamotrigin löst in sehr häufigen Fällen (in etwa 10 % der Behandlungsfälle) makulopapulöse Exantheme, gelegentlich auch ein EEM sowie Stevens-Johnson-Syndrom und TEN, daneben auch bullöse Exantheme. 

Valproinsäure löst in nur seltenen Fällen generalisiertes Arzneimittelexantheme aus. 

Bei Gabapentin ist die gute Verträglichkeit hervorzuheben, kutane Reaktionen sind nicht beschrieben. 

Hypersensitivitätssyndrom (siehe auch dort) 

Das Arzneimittelexanthem der Antiepileptika ist meist begleitet von Fieber, in gut einem Drittel der Fälle kommt eine weitere systemische Beteiligung dazu: in diesen Fällen wird von einem sog. Antikonvulsiva-Hypersensitivitätssyndrom gesprochen. Am häufigsten betroffen sind das hämatopoetische System (Eosinophilie), Leber und Niere. Eine Normalisierung der klinischen Symptome und der pathologischen Labordaten tritt innerhalb von 6 Wochen nach Absetzen des auslösenden Medikaments ein. 

Die wichtigsten Antiepileptika Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Clonazepam sind aromatische Verbindungen, die über das Cytochrom-P-450-Enzymsystem metabolisiert werden und dabei zu hochreaktiven Metaboliten umgewandelt werden können, die durch das Enzym Epoxidhydrolase in nichttoxische Metaboliten verstoffwechselt werden. Bei einem genetisch determinierten Metabolisierungsdefekt, der die Epoxidhydrolase betrifft, können durch eine Kumulation der reaktiven Metaboliten und Bindung an Proteine auch antigene Eigenschaften und immunologische/allergische Reaktionen ausgelöst werden. Dieser Reaktionstyp kann als Idiosynkrasie bezeichnet werden. Andere Substanzgruppen wie die Valproinsäure, die nicht über denselben Weg abgebaut werden, können bei vitaler Indikation allenfalls eingesetzt werden. 

Auch bei Zonisamid besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit bez. der Auslösung eines Hypersensitivitätssyndroms.

Zur Klärung der pathogenetischen Vorgänge kann in erster Linie ein Lymphozytentransformationstest und auch ein Epikutantest beitragen. Der positive LTT weist zusammen mit dem positiven Epikutantest bei den Exanthemen auf eine T-Zell-vermittelte Immunreaktion (Typ IV) hin. 

Literatur: 7, 8, 9, 12, 51, 51, 52 

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